Unser Denken, Fühlen und Handeln wird durch unsere Sozialisation bestimmt: Von Geburt an sind wir immer und überall von Einflüssen umgeben, die auf unsere Persönlichkeit, unser Weltbild und unseren Lebensweg einwirken und unsere Rolle im gesellschaftlichen Gefüge mitbestimmen. Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, diesen Prozess zu verstehen. Das ermöglicht es ihnen, die unzähligen Einflussfaktoren um sie herum zu erkennen und ihre Wirkung zu hinterfragen. Mit diesem Bewusstsein können sie im nächsten Schritt autonomer entscheiden, von wem sie sich inwieweit beeinflussen lassen. Im Kontext der Mediennutzung ist dies eine wichtige Kompetenz, etwa in Bezug auf die Entwicklung einer kritischen Perspektive auf Werbeangebote im Internet und auf Social Media.

In unserem animierten Erklärvideo wird Sozialisation kind- und jugendgerecht erklärt: Protagonistin Ayla und ihr Freund Joshua haben einige Differenzen. Diese können sie allerdings lösen, nachdem sie verstanden haben, wie ihre unterschiedlichen Ansichten zustande kommen.

 

Sozialisation – wie wir zu dem werden, was wir sind: Erklärvideo

Joshua hat eine neue Mitschülerin, Ayla. Die beiden verstehen sich auf Anhieb gut. Er führt sie an ihrem ersten Tag durch die Schule. Die gemeinsame Pause verbringen sie auf dem Schulhof.
„Mein Papa hat mir zwei Schokoriegel mitgegeben. Magst du einen davon haben?“ „Gerne. Ich liebe Schokolade. Möchtest du etwas von meinem Wurstbrot abhaben?“ „Mhm. Nein, danke. Ich bin Vegetarier.“ „Ach krass!“ *Ayla ist echt nett, aber ich finde, sie sollte wirklich kein Fleisch essen.*
„Danke, dass du mir heute alles gezeigt hast.“ „Hab ich gern gemacht.“ „Kommst du nicht mit zu den Fahrradständern?“ „Ich warte hier auf meinen Vater. Er holt mich immer mit dem Auto ab. Bis morgen!“ „Alles klar. Ciao!“ *Joshua ist supercool. Aber ich finde, er sollte wirklich öfter mit dem Fahrrad statt mit dem Auto fahren.*

„Und wie war es eigentlich, in der Stadt aufzuwachsen? Bestimmt ganz anders als hier, oder?“ „Ja, total. Du musst dann aber auch von deinem Leben hier auf dem Land erzählen. Also, als ich klein war…“

Ayla ist mit ihrer Mama in einem Mehrfamilienhaus aufgewachsen. Joshua wohnt mit seinen Eltern, zwei Geschwistern und Großeltern in einem eigenen großen Haus. Ayla ist schon immer mit dem Fahrrad oder mit der Bahn in die Schule gefahren. Sie hatte direkt eine Haltestelle vor ihrer Haustür. Joshua wurde dagegen häufig mit dem Auto gefahren. Die Busse sind wegen der vielen kleinen Dörfer, die angefahren werden müssen, deutlich länger unterwegs. Im Winter kommen sie bei Schneefall manchmal gar nicht. Als Kind hat Aylas Mutter ihr viel vorgelesen und sie haben oft zusammen Fernsehen geschaut. Joshua hat in dieser Zeit mit seinem älteren Bruder erste Videos auf YouTube gesehen und seiner Schwester beim Online-Gaming zugeschaut. Ayla interessiert sich bis heute sehr für Filme, Serien und Bücher und folgt auf Social Media einigen Kanälen, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Ihre Lieblingsinfluencerin ist Regisseurin. Deshalb möchte Ayla nach der Schule Film studieren. Joshua dagegen ist wie seine Geschwister lieber auf Video Portalen unterwegs und schaut sich dort viele Tier- und Landwirtschafts-Videos an. Er verbringt viel Zeit auf dem Bauernhof seiner Nachbarn. Dort hat er auch ein eigenes Pferd und hilft oft bei der Versorgung der Tiere. Nach der Schule möchte er eine Ausbildung zum Tierarzt-Helfer machen.

„Wow. Ich kann mir gar nicht vorstellen so aufgewachsen zu sein wie du. Deswegen haben wir bestimmt auch so unterschiedliche Interessen und Hobbys.“ Das, worüber die beiden reden, nennt sich Sozialisation. Denn wie wir Menschen denken, fühlen und handeln, wird durch unsere Sozialisation mitbestimmt. Das bedeutet: Von Geburt an sind wir immer und überall von Einflüssen umgeben, die unsere Persönlichkeit, unser Weltbild und unseren Lebensweg prägen und uns eine Rolle in der Gesellschaft zuweisen. Als Babys werden wir vor allem von unserer Familie beeinflusst. Im Kleinkindalter haben wir erste Freunde oder Freundinnen, die auch Einfluss auf uns ausüben. Später kommen zum Beispiel Fußballtrainer, Musiklehrer:innen oder Fernseh- und Internet-Stars dazu. Genauso werden wir aber nicht nur von Personen, sondern auch von unseren Freizeitaktivitäten, unserer Wohnsituation und anderen Lebensumständen immer und überall beeinflusst.
Als Ayla zum Beispiel klein war, war ihre Mutter ihre wichtigste Bezugsperson. Zusammen haben sie viel gelesen und Fernsehen geschaut. Das könnte ein Grund sein, warum Ayla auch heute noch spannende Geschichten in Büchern oder Filmen liebt. Joshua hat als Kind oft mit seinen älteren Geschwistern gespielt. Heute mag er viele Dinge, die er als Kind mit seinen Geschwistern gerne gemacht hat, wie zum Beispiel lustige Tiervideos anschauen.

„Dann bist du bestimmt Vegetarier, weil du immer schon Tiere besonders gern hattest, oder?“ „Genau. Und meine große Schwester ist auch Vegetarierin. Das hat mich vielleicht auch irgendwie beeinflusst.“ „Hm, in meinem Umfeld isst keiner vegetarisch, aber eigentlich finde ich es gar nicht so verkehrt, mich mal damit zu beschäftigen. Jetzt, wo ich darüber nachdenke.“ „Und wie wäre es, wenn du ab und an mal gemeinsam mit mir mit dem Fahrrad in die Schule fährst?“ „Guter Deal. Da bin ich dabei. So macht mir Fahrradfahren auch direkt mehr Spaß.“ Joshua fällt auf, dass Ayla und er sich gerade gegenseitig beeinflusst haben und tatsächlich Sozialisation ist ein wechselseitiger Prozess. Ständig und überall. Ob und inwieweit wir im Alltag beeinflusst werden oder Einfluss nehmen, ist uns mal mehr und mal weniger stark bewusst. Meistens findet Sozialisation statt, ohne dass wir es merken. Das passiert, wenn wir uns beispielsweise den Gewohnheiten und Interessen unserer Freunde und Freundinnen anpassen. Sozialisation ist also ein gegenseitiger Austausch. Wir beeinflussen nicht selten andere und werden ebenso von anderen beeinflusst. Deswegen ist Sozialisation auch ein ständiger Lernprozess, der nie abgeschlossen ist.
„Hast du Lust, am Wochenende ins Kino zu gehen? Da läuft doch der neue Film deiner Lieblingsregisseurin.“ „Wie cool! Gerne! Fahren wir mit dem Fahrrad hin?“ „Worauf du dich verlassen kannst! Juhuu!“

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