Der Begriff „Fake News“ begegnet uns häufig, vor allem im Zusammenhang mit sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook oder Messenger-Diensten wie WhatsApp und Telegram. Gerade dort sind viele Kinder und Jugendliche in ihrem täglichen Medienhandeln mit Fake News konfrontiert. Sie benötigen Unterstützung, um diese zu erkennen und kritisch zu handhaben. Auch für den Unterricht sind Fake News daher ein wichtiges und spannendes Thema!
Was aber sind Fake News? Wie und warum verbreiten sie sich? Und wie geht man am besten mit ihnen um? Wir erklären das Thema und geben wichtige Hinweise und hilfreiche Quellen an die Hand, wie man Fake News im Unterricht behandeln kann.
Täglich gibt es Millionen neuer Nachrichten im Netz. Viele davon werden sorgfältig recherchiert und inhaltlich von Redaktionen aufbereitet und verbreitet. Allerdings schreiben im Internet und gerade in den sozialen Netzwerken natürlich nicht nur Journalist:innen. Denn jede Person darf dort erst einmal publizieren, was sie möchte. Das ist in Deutschland in Artikel 5 des Grundgesetzes als „Meinungsfreiheit“ festgeschrieben. Die Informationen dürfen nach Belieben auch an Freund:innen, Bekannte und Fremde verteilt werden. Digital kann eine Meldung mit nur einem Klick problemlos geteilt werden und über die sozialen Netzwerke verbreiten sich interessante Nachrichten und Beiträge so sehr schnell. Die im Netz kursierenden Informationen sind allerdings nicht immer faktisch richtig. Wenn Meldungen bewusst in einen falschen Kontext gesetzt werden oder schlichtweg erfunden sind, spricht man von „Fake News“.
Begriffserklärung: Was sind „Fake News“?
Übersetzt ins Deutsche bedeutet der englische Begriff „Fake News“ so viel wie „gefälschte Nachrichten“ oder „Falschmeldungen“. Der Begriff wird inzwischen in verschiedensten Kontexten genutzt und ist politisch und emotional besetzt, weshalb seine Bedeutung schnell verschwimmt. Politikwissenschaftler:innen empfehlen deswegen, zwischen „Misinformationen“ und „Desinformationen“ zu unterscheiden. Jeder Mensch kann sich einmal täuschen und versehentlich falsche Informationen formulieren und verbreiten. Das ist dann eine Misinformation. Andere Falschmeldungen wiederum werden ganz bewusst und mit einer bestimmten Absicht gestreut, sie dienen also der Desinformation. Dahinter stehen meist politische, wirtschaftliche oder persönliche Interessen der Verfasser:innen. Sie wollen möglichst viele Menschen von ihrer politischen Meinung und/oder ihrem Weltbild überzeugen. Zu diesem Zweck werden etwa falsche Meldungen erfunden oder objektiv belegbare Fakten in einen falschen Kontext gerückt, um einen vermeintlichen Beleg für die eigene Meinung zu schaffen. Damit einher geht oft die Intention, demokratische Systeme zu destabilisieren. Dafür werden z. B. bewusst falsche Informationen rund um Politiker:innen und angebliche politische Äußerungen und Entscheidungen gestreut.
Fake News – ein Online-Phänomen?
Spannend ist, dass sich falsche Nachrichten über das Internet viel zügiger verbreiten als andere, faktisch fundierte Nachrichten. Sie werden per Klick oder über ein Like doppelt so oft geteilt und erreichen damit bis zu sechs Mal schneller die gleiche Personenanzahl. Das geht aus einer von 2006 bis 2017 vom amerikanischen MIT (Massachusetts Institute of Technology) durchgeführten Studie hervor. Die Wissenschaftler:innen verfolgten dazu den Weg von etwa 126.000 Nachrichten, die im Netzwerks Twitter kursierten. Sie stellten fest: Einmal im Netz unterwegs, ist ihre Verbreitung kaum noch zu kontrollieren. Die beobachteten Unterschiede zwischen der Verbreitung wahrer und falscher Nachrichten führen die Wissenschaftler:innen vor allem auf den vermeintlichen Grad der Aktualität und die emotionalen Reaktionen der Rezipient:innen zurück. Diese fallen bei Fake News oft deutlich höher aus.
Obwohl sie sich digital schneller verbreiten, sind Fake News keinesfalls ein neues Phänomen, das erst mit der Digitalisierung entstanden ist. Ein eindrucksvolles historisches Beispiel ist der sogenannte „große Mondschwindel„, der vor 185 Jahren die Welt in Atem hielt. Von geflügelten Menschen auf dem Mond berichtete damals eine vermeintlich seriöse amerikanische Zeitung, die sich nach der Veröffentlichung dieser haarsträubenden Lügengeschichte über beachtliche Auflagen freute.
Auf die Spuren historischer „Fake News“ begeben sich unter anderem der MDR mit seiner Reihe „Wie Fake News Geschichte machten“ (4- bis 6-minütige Videos) oder das ZDF mit „Die glorreichen 10 – Die dreistesten Fake News der Geschichte“ (42-minütige Doku).
Falschnachrichten und Verschwörungstheorien
Es gibt noch viele andere Beispiele in der Geschichte, die zeigen, dass falsche Meldungen ganz bewusst gestreut wurden, um das Weltgeschehen auf gefährliche Weise zu beeinflussen. [1] Wenn Fake News darauf abzielen, politische Überzeugungen oder gesellschaftliche Sichtweisen zu manipulieren, kann man auch von Propaganda sprechen. [2] Diese Form der gezielten Desinformation kann unter Umständen sehr gefährlich sein. Manchmal entwickelt sich eine Falschnachricht sogar zu einer ganzen „Verschwörungstheorie“. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im #NACHGEFRAGT-Interview mit Netzaktivistin, Bürgerrechtlerin und Autorin Katharina Nocun!
Diese weitreichenden Folgen von Fake News zeigen, wie wichtig es ist, bereits Kinder und Jugendliche im Erkennen von Fake News und im informierten und kompetenten Umgang mit ihnen zu schulen.
Für den Unterricht:
Wir haben das Thema „Verschwörungstheorien“ für Kinder und Jugendliche einfach und anschaulich erklärt in unserem #NACHGESCHAUT Video!
Studien: Online hohe Frequenz von Falschmeldungen
In einer 2019 durchgeführten Studie, beauftragt von der Landesanstalt für Medien NRW, gaben 72 Prozent der Befragten (ab 14 Jahren) an, online mit Fake News in Berührung gekommen zu sein. Die Initiative Klicksafe publizierte Anfang 2021 eine Befragung, in der dieser Wert sogar mit 86 Prozent angegeben wird. Besonders häufig sind junge Nutzer:innen im Internet und in den sozialen Medien mit Falschmeldungen konfrontiert. 76 Prozent der 14- bis 24-Jährigen in Deutschland sehen sie dort nach eigenen Angaben mindestens einmal pro Woche, 21 Prozent fallen sie sogar täglich auf. [3]
Hier wird deutlich: Einerseits spielen soziale Plattformen, wie beispielsweise Twitter, auch als Informationsquelle eine Rolle. Sie dienen als Mittel zur Teilhabe an Demokratie und fördern eine lebendige Zivilgesellschaft. Gleichzeitig ermöglichen die digitalen Kanäle jedoch auch eine ungeprüfte Meinungsäußerung aller Menschen. [3 & 4] Die Einflussnahme einzelner Personen auf die öffentliche Meinung ist dadurch viel einfacher geworden. Ein Grund dafür: Fake News sind nicht immer leicht zu identifizieren. Woran aber kann man sie erkennen?
Wie erkenne ich ein Fake?
Informationen, die auf den ersten Blick seriös wirken, können auf den zweiten Blick absoluter Blödsinn sein. Ob es sich tatsächlich um eine falsche oder manipulierte Nachricht handelt, kann man meistens selbst herausfinden. Es gibt einige Tipps, die helfen, eine Falschmeldung zu identifizieren. Wichtig ist dabei, die Informationen einzuordnen und genau zu überprüfen.
1. Erzeugt die Meldung starke Emotionen?
Berührt uns etwas persönlich, sind wir eher bereit, den Inhalt einer Nachricht oder eines Beitrags zu teilen. Diesen Effekt machen sich die Verfasser:innen von Fake News zunutze: Sie sprechen gezielt die Emotionen der Leser:innen an, z. B. über extreme Aussagen, negative oder reißerische Schlagzeilen. Dadurch sind diese verleitet, die vermeintlichen Nachrichten weiterzutragen. Häufig geschieht dies über soziale Netzwerke oder Messenger-Dienste. Wenn die Meldungen dort von Freund:innen oder Peers geteilt werden, scheinen die Fake News umso glaubwürdiger zu sein.
2. Was sagen andere Quellen?
Eine gute Methode zur Verifizierung von Nachrichten ist das sogenannte „2-Quellen-Prinzip“. Schon das Heranziehen einer zweiten Quelle kann dabei helfen, schnell und zuverlässig zu prüfen, ob eine Information stimmt. Ist man bei einer Nachricht oder einem Beitrag unsicher, ob die Informationen vertrauenswürdig sind, sucht man sich daher mindestens eine weitere Informationsquelle zum Abgleich. Dies geschieht zum Beispiel über eine Suchmaschine. Dabei sollte auf seriöse Quellen wie große Tageszeitungen, offizielle Newsportale oder unabhängige Nachrichtenagenturen geachtet werden.
Fake News identifizieren – So geht`s!
Weitere Hinweise helfen bei der Entscheidung, ob man es mit Fake News zu tun hat. Diese haben wir als Checkliste zusammengestellt, die ganz einfach heruntergeladen und auch im Unterricht verwendet werden kann:
Wie gehe ich mit Fake News um?
Ist man sich sicher, mit einer Falschmeldung konfrontiert zu sein, kann man verschiedene Maßnahmen ergreifen. Zunächst sollte man die Fake News auf gar keinen Fall liken, teilen oder an andere Personen weiterleiten, um die Verbreitung zu stoppen. Es ist ratsam, die Person, die die Nachricht geteilt hat, sowie den Seitenbetreiber zu informieren, damit diese den Beitrag kontrollieren und löschen können. Bei gesellschaftsrelevanten Themen empfiehlt es sich, Freund:innen und Bekannte darüber in Kenntnis zu setzen, dass unwahre Informationen im Umlauf sind.
Eine Reaktion auf Fake News, etwa in Form eines Kommentars, geschieht bestenfalls auf Basis gut recherchierter, sachlich aufbereiteter Fakten, um die Argumentation der vermeintlichen Nachricht zu entkräften. Nicht immer dürfte dies auf Interesse oder Verständnis seitens der Verfasser:innen stoßen. Auf diese Weise sensibilisiert man jedoch andere Leser:innen und kann diese womöglich davon abhalten, die Falschinformation weiterzutragen.
Studie: Soziale Medien wichtige Informationsquelle
Soziale Medien werden laut des REUTERS INSTITUTE DIGITAL NEWS REPORT 2020 zunehmend als Nachrichtenquelle genutzt und sind für rund 11 Prozent der Befragten sogar die wichtigste Quelle für Informationen. In Anbetracht dessen, dass gerade online und in den sozialen Medien viele Falschmeldungen kursieren, ist jedoch positiv zu benennen, dass die meisten Nutzer:innen den sozialen Medien weniger Vertrauen schenken als den klassischen Medien wie Fernsehen oder Tageszeitungen. Besonders die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender werden nach wie vor als zuverlässige Quellen eingeschätzt. Bedenken äußern die Befragten vor allem dahingehend, in den sozialen Netzwerken nicht kompetent zwischen wahren und falschen Nachrichten unterscheiden zu können. Rund 35 Prozent geben in dem Zusammenhang Facebook als mögliche Quelle irreführender Informationen an.
Die verstärkte Nutzung sozialer Medien zur Information und Kommunikation allerdings lässt die Vermutung zu, dass die dort verbreiteten Fake News Nutzer:innen auch indirekt beeinflussen (können). Dafür sollten Heranwachsende sensibilisiert und ihre Medienkritik entsprechend geschult werden.
Fazit: Umgang mit Fake News will gelernt sein!
Auch wenn viele Menschen angeben, sozialen Medien als Nachrichtenquellen nur wenig zu vertrauen, zeigen Studien, dass gerade falsche Nachrichten sich über die sozialen Netzwerke und Messenger-Dienste sehr schnell verbreiten und dadurch mitunter eine große Reichweite erlangen. Die Abgrenzung seriöser Nachrichten von Fake News empfinden außerdem viele als schwierig. Ein geschärftes Bewusstsein und eine gewisse Skepsis seitens der Nutzer:innen, insbesondere gegenüber sensationellen und reißerisch formulierten Meldungen, ist – online und offline – also weiterhin nicht nur angebracht, sondern auch notwendig.
Fake News erkennen und kritisch mit ihnen umgehen zu können gehört somit zu einer der wichtigsten Kompetenzen all jener, die sich im digitalen Raum bewegen. Das Thema eignet sich daher besonders für den Unterricht und kann in kürzeren oder auch längeren Einheiten mit Schüler:innen diverser Altersstufen behandelt werden.
Quellen & Materialien für den Unterricht
Sie möchten mehr dazu wissen, wie man Informationen und Nachrichten zuverlässig aus- und bewerten kann? Oder mit Ihren Schüler:innen im Unterricht über die Themen Fake News, Desinformationen oder Verschwörungstheorien sprechen?
Hier finden Sie informative Erklärvideos und Unterrichtsmaterialien:
- Bpb- Bundeszentrale für politische Bildung: „Fake News“ in einfacher Sprache erklärt!
- hep Verlag: „Fakt oder Fake?“ (inkl. diverse Unterthemen)
- Klicksafe: „Ethik macht klick – Meinungsbildung in der digitalen Welt. Desinformation – Fake News – Verschwörungserzählungen“
- Klicksafe: „Fakt oder Fake? Wie man Falschmeldungen im Internet entlarven kann“
- Klickwinkel: „News oder Fake News – Schon gecheckt?“
- LMZ Baden-Württemberg: „Das Thema Fake News im Unterricht“
- mediale pfade.org: „Lerneinheit: Falschmeldungen erkennen“ (Projekt „Wir sind Anti Anti“)
- So geht Medien: „Fake News im Netz erkennen“
- So geht Medien: „Echt jetzt? Die Tricks von Fake News-Machern durchschauen“
- So geht Medien: „Gefangen in der Filterblase! So entlarvt man Verschwörungstheorien“
Wir haben auch selbst mal #NACHGESCHAUT und #NACHGEFRAGT zum Thema „Verschwörungstheorien“ – mit einem Klick geht’s zu den Videos! Diese sind übrigens auch für den Einsatz im Unterricht gut geeignet.