Genauso wie Erwachsene nutzen Kinder Medien – nur anders. Das kindliche Mediennutzungsverhalten gehört längst zum Kanon wissenschaftlicher Untersuchungen: Spannende Studien zeigen, welche Medien Kinder wie und warum nutzen.

Kinder nutzen Medien – am liebsten klassisch

Während sich die Mediennutzung in Zeiten der Digitalisierung stetig verändert, konsumieren Kinder Medien nach wie vor am liebsten klassisch. Der Kinder Medien Monitor 2020 zeigt: Sie sehen, hören und lesen mehrmals pro Woche – meist linear und auf Papier. Konkret schauen in Deutschland 88 Prozent der Vier- bis 13-Jährigen Filme, Serien und Fernsehsendungen parallel zur linearen Fernsehausstrahlung. Das Interesse an Streaming-Diensten und YouTube wächst zwar mit zunehmendem Alter, kommt aber (noch) nicht an die lineare Fernsehnutzung heran. Mehr als zwei Drittel hört Musik, Hörspiele und -bücher sowie Radiosendungen ebenfalls dann, wenn sie gerade im Radio laufen. 73 Prozent lesen Bücher, Zeitschriften und Comics ganz klassisch auf Papier. Elektronische Lesemedien spielen dagegen keine Rolle. Kinder lesen, weil es ihnen Spaß macht und weil sie dabei etwas lernen können. Dabei liest fast jedes Kind, das eine Zeitschrift konsumiert, diese auch komplett durch. [1]

Analog oder digital kommunizieren? Kinder können beides

Kinder kommunizieren am liebsten analog und persönlich: Sie reden miteinander wenn sie sich sehen. Ein Großteil der befragten Kinder greift mindestens ab und zu zum Telefon. Während über 90 Prozent der älteren Zehn- bis 13-Jährigen chattet und Textnachrichten schreibt, verwenden diesen Kommunikationskanal nur knapp die Hälfte der jüngeren Sechs- bis Neunjährigen. Letztere nutzen dafür fast ausschließlich WhatsApp. Jede*r Fünfte der älteren Kinder kommuniziert dagegen schon über Instagram, Snapchat und Facebook. Immerhin knapp ein Drittel aller schreibt gelegentlich noch Briefe und Postkarten. [1]

Kinder besitzen eigene Medien-Geräte

Die Ergebnisse der Bitkom-Studie „Kinder und Jugendliche in der digitalen Welt“ zeigen, dass Kinder immer früher ein Smartphone nutzen. 20 Prozent der Sechs- bis Siebenjährigen besitzen sogar ein eigenes Smartphone, bei den Zwölf- bis 13-Jährigen sind es schon 95 Prozent. [2] Laut der KIM-Studie 2018 gehören außerdem 49 Prozent der Sechs- bis 13-jährigen Jungen und 34 Prozent der Mädchen eine eigene Spielkonsole. Fast jede*r Vierte verfügt über einen eigenen Computer oder Laptop. Etwas mehr als ein Drittel besitzt ein eigenes Fernsehgerät, wobei jeder Familienhaushalt mit einem Fernsehgerät ausgestattet ist. [3]

Mediennutzung: nur ein Teil der Freizeitgestaltung von Kindern

Kinder sind Profis darin ihren (digitalen) Medienkonsum mit analogen Beschäftigungen zu vereinen. Fast jede*r der Sechs- bis 13-Jährigen schaut mindestens einmal pro Woche fern, 74 Prozent sogar mindestens fast jeden Tag. Neben dem Fernsehen an dritter Position gehören zu den liebsten Freizeitaktivitäten von Kindern eine analoge Tradition: Freunde treffen und draußen spielen. Mindestens einmal wöchentlich treffen sich über 90 Prozent der Kinder mit ihren Freunden. Knapp die Hälfte spielt mindestens fast täglich draußen. 69 Prozent treiben mindestens einmal die Woche Sport und 51 Prozent lesen ein Buch. Jede*r Zweite nutzt in der Freizeit mindestens einmal wöchentlich das Internet und 60 Prozent spielen digitale Spiele. Mindestens fast täglich nutzen über 40 Prozent ein Handy oder Smartphone. Die Zahlen zeigen: Der Medienkonsum nimmt einen großen Teil der Freizeitgestaltung von Kindern ein. Nichtsdestotrotz bleiben auch analoge Beschäftigungen, wobei u. a. Aktivitäten mit der Familie sowie Basteln oder Gesellschaftsspiele hoch im Kurs stehen. [3]

Kinder und Online-Mediennutzung

Die Relevanz des Internets und somit auch die Mediennutzung von digitalen Geräten bei Kindern steigt stetig. Während gut ein Drittel der Sechs- bis Siebenjährigen mittlerweile zumindest selten online unterwegs ist, sind mit 94 Prozent fast alle der Zwölf- bis 13-Jährigen regelmäßige Internetnutzer*innen. Um ins Internet zu gelangen, nutzen 76 Prozent mindestens wöchentlich den Computer oder Laptop und 58 Prozent ein Handy oder Smartphone. Deutlich spärlicher werden Tablet, Spielkonsole oder Smart-TV gebraucht. Zwölf Prozent nutzen immerhin mindestens seltener auch eine digitale Sprachbox. Zu den drei Top Internet-Tätigkeiten gehören die Nutzung von Suchmaschinen wie Google, das Verschicken von WhatsApp-Nachrichten und das Anschauen von YouTube-Videos. Die Videoplattform ist zudem die Lieblingsseite der Sechs- bis 13-Jährigen Internetnutzer*innen. Jede*r Fünfte spielt auf dem Handy oder Smartphone mindestens fast jeden Tag Spiele, fast ein Drittel nutzt Apps. [3]

Kinder und Bewegtbild-Mediennutzung

Während das lineare Fernsehen als Medium für Bewegtbildformate zwar nach wie vor bei allen Kindern auf Platz 1 ist, werden Streamingdienste mit zunehmendem Alter wichtiger. [1] So schaut jede*r Fünfte der Zehn- bis Elfjährigen mindestens einmal wöchentlich über YouTube Kids. Netflix konsumieren 18 Prozent und Amazon Prime Video elf Prozent der Zwölf- bis 13-Jährigen. [3] Dabei betreiben sie teilweise schon Binge Watching, wie eine Erhebung von Iconkids & Youth zeigt. [4] Eine Studie der Snap Inc. bezogen auf den US-amerikanischen Raum verdeutlicht einen Entwicklungstrend in der Bewegtbild-Mediennutzung: Der Fernsehkonsum der Generation Z und Millennials geht stetig zurück. Dagegen steigt der Medienkonsum von mobilen Videos deutlich. 82 Prozent der befragten US-Amerikaner*innen schauen täglich kurze mobile Videos unter zehn Minuten (bspw. Stories). 52 Prozent und damit 42 Prozent mehr als in 2019 schauen jeden Tag Videos mit einer Länge von mehr als zehn Minuten auf ihren mobilen Geräten. [5]

Quellenangaben

[1] Vgl. Kinder Medien Monitor 2020. [2] Vgl. Bitkom e. V. (2019): „Kinder und Jugendliche in der digitalen Welt“. [3] Vgl. KIM-Studie 2018. [4] Vgl. Götz, M.; Mendel, C. (2019): „Wenn Kinder auf Netflix, Amazon Prime und YouTube Kids „bingewatchen“. [5] Vgl. Snap Inc. (2020): „20/20 Vision for Mobile Video [US]“.