In diesem Beitrag möchten wir auf das medienpädagogische Projekt „Stolpersteine NRW“ aufmerksam machen: Hier wird die Lebensgeschichte von Menschen, die dem nationalsozialistischen Terror-Regime zum Opfer gefallen sind, in Form von digitaler Erinnerungskultur greifbar gemacht. Die historischen Inhalte werden durch didaktische Arbeitshilfen abgerundet. Wir stellen die Inhalte vor und bieten zusätzlich Anregungen für die Behandlung der Thematik Digitale Erinnerungskultur“ im Unterricht. 

Wer mit aufmerksamem Blick durch die Straßen geht, entdeckt sie immer wieder: Pflastersteine aus Messing, bedruckt mit biographischen Daten. Diese sogenannten Stolpersteine sind kleine Denkmäler mit gewaltiger Geschichte: Mit den im Boden verankerten Gedenktafeln wird den Opfern des nationalsozialistischen Terror-Regimes gedacht. Das medienpädagogische WDR-Projekt Stolpersteine NRW“ transformiert Stolpersteine aus Nordrhein-Westfalen in den digitalen Raum – mit dem Ziel, die dahinter stehenden Lebensgeschichten vor allem für junge Menschen greifbarer zu machen.

Per Website und App werden Biographien und geschichtliche Hintergrundinformationen bereitgestellt und multimedial aufbereitet. Lehrkräfte finden ergänzend dazu freie didaktische Arbeitshilfen für den Einsatz im Unterricht. 

Infos für Lehrkräfte

Format: Über die Website im Browser oder als App für Smartphone und Tablet. Die Unterrichtsmaterialien können kostenfrei heruntergeladen werden.

Zielgruppe: Schülerinnen und Schüler ab der Sekundarstufe I 

Empfohlene Fächer: Geschichte, Religion, Sozialwissenschaften, Philosophie

Kompetenzen im Fokus: Recherchekompetenz, Medienkompetenz

Hintergrund: Stolpersteine sind in ganz Europa zu finden, allein in NRW sind es über 16 000. Meist befinden sie sich vor Wohnhäusern, in denen die Menschen vor ihrer Ermordung oder Deportation gelebt haben. Ihren Ursprung haben sie in den 1990er-Jahren: Seitdem verlegen der Künstler Gunter Demnig und Deligierte die Gedenktafeln in Europas Straßen.

WDR-Projekt Stolpersteine NRW: Screenshot

Multimediale Aufbereitung

Auf der Hauptseite des digitalen Projekts werden die Stolpersteine als graue Felder dargestellt. Mit einem Klick auf eines der Felder öffnen sich die biographischen Details, die bei der Übertragung von den analogen Steinen einzeln übernommen wurden: Diese umfassen Namen und Geburtsjahr, das Datum der Deportation und, wenn bekannt, Hinweise auf den Todestag und den Hintergrund der Verfolgung. Die Informationen in der umfassenden Datenbank sind in Text- und Audioform verfügbar. Ergänzend dazu gibt es Schaubilder, die historische Hintergrundinformationen abbilden. In einem interaktiven Glossar sind Definitionen relevanter historischer Begriffe aufgelistet.

Das Lied Stolpersteine“ ist eine musikalische Auseinandersetzung des Sängers Trettmann mit den Denkmälern. Eindringlich widmet er sich darin dem Schicksal einer jungen Frau, deren Namen er auf einem Stolperstein liest, und malt sich ihre Lebensgeschichte aus.

Im Unterricht könnte der Song ein Einstieg in die Thematik sein: Welche Bilder und Emotionen beschreibt der Sänger? Welche Gefühle weckt das bei den Schüler:innen?

Begleitende Unterrichtsmaterialien

Lehrkräfte, die das Thema in ihren Unterricht integrieren wollen, finden auf der Internetseite begleitende Unterrichtsmaterialien zum freien Download. Zudem können Schüler:innen das Projekt interaktiv mitgestalten: Es ist möglich, die digitalen Stolpersteine mit eigenen Rechercheergebnissen, etwa in Form von Illustrationen und biographischen Texten, zu ergänzen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit dem Redaktionsteam des WDR, das die vorgeschlagenen Inhalte prüft und anschließend zur Veröffentlichung auf der Website bzw. in der App freigibt.

„Digitale Erinnerungskultur“ kann im Unterricht auch im Rahmen einer kritischen Auseinandersetzung behandelt werden. Dass diese Form des Gedenkens eines sensiblen Umgangs bedarf, ist z. B. im Kontext des Instagram-Projekts „Ich bin Sophie Scholl“ von BR und SWR deutlich geworden. Hier wurde das Leben der Widerstandskämpferin auf Instagram nachinszeniert. Satiriker Jan Böhmermann beleuchtet die Problematik dahinter in seinem Beitrag „Gut gemeint, schlecht umgesetzt: Das Problem mit deutscher Erinnerungskultur“. Auch zu analogen Stolpersteinen gibt es kritische Stimmen – zu hören z. B. in einem Beitrag des Deutschlandfunks

Eine Kartenansicht für die Recherche

Die digitalen Stolpersteine können auch gezielt über Karten angesteuert werden. Diese Kartenansicht ermöglicht es den Nutzer:innen, die Gedenktafeln in der Nachbarschaft – oder in ganz NRW – kennenzulernen. Eine integrierte GPS-Navigationsfunktion bietet passende Routen an.

Aufgrund der Dichte der recherchierten Informationen sowie der multimedialen Aufbereitung wurde das Projekt „Stolpersteine NRW“ mit dem Grimme Online Award 2023 ausgezeichnet.

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Auszeichnung für Media Smart

Für die Vermittlung von Informations- und Recherchekompetenz im Unterricht können Lehrkräfte unsere freien Bildungsmaterialien „Influence is everywhere! Informationskompetenz als Schlüsselqualifikation im Zeitalter von Social Media“ kostenfrei herunterladen.