Ein Beitrag von Marie Euler

Hundeohren, große Kulleraugen, verzerrte Stimmen – viele Filter in den sozialen Medien sind harmlos und sorgen für lustigen Content. Doch es gibt auch eine andere Seite: Filter, die Gesichter und Körperformen verändern und ein ungesundes Schönheitsideal produzieren. Vor allem neue KI-Filter werden immer extremer – und damit auch gefährlicher.  

Zwischen Bodyfilter und Bodyshaming

In den sozialen Medien wimmelt es von Trends. Viele davon sind lustig, einige sind nicht ungefährlich und manche sind richtiggehend problematisch. Das sogenannte „Skinny Girl Mindset“, was so viel wie, „Schlankheitsmentalität“ bedeutet, gehört zu den Trends, die aktuell stark kritisiert werden. Hinter Hashtags wie #skinnytok oder #cleangirlaesthetic verbergen sich Beiträge, die unrealistische Schönheitsideale verbreiten, gefährliche Abnehmtipps geben und Verhaltensweisen anpreisen, die nur ein Ziel haben: möglichst dünn zu sein – und zu bleiben.

Die neue Generation von Filtern

Neben den klassischen Filtern, die Unreinheiten auf der Haut verschwinden lassen oder in Sekundenschnelle ein auffälliges Make-up zaubern, gibt es seit einiger Zeit auch Ganzkörperfilter. Diese verändern die Körperproportionen und verzerren somit Aufnahmen von Körpern.

Der Filter „Skinny AI“ lässt Körper schlanker erscheinen. Mittlerweile gibt es auch den Filter „Chubby AI“. Genau wie sein Gegenstück soll er zum Abnehmen motivieren. Auf TikTok haben Videos bekannter Influencerinnen – es sind überwiegend junge, schlanke Frauen, die solche Inhalte verbreiten – mit Skinny- oder Chubby-AI-Filter mehrere Millionen Aufrufe erzielt.

 

leuchtende Glühbirne
Schon gewusst?

Seit Juni 2025 ist der Hashtag #skinnytok auf TikTok offiziell gesperrt. Wer jetzt danach sucht, wird auf eine Seite mit verschiedenen Informationen und Hilfsangeboten zu Essstörungen weitergeleitet.

Hintergrund ist die starke Kritik von Vertreter:innen vieler europäischer Staaten, die der Plattform ein unzureichendes Vorgehen gegen gefährliche Inhalte wie #skinnytok vorwerfen.

#SkinnyTok – TikTok Trend mit Folgen

Expert:innen beobachten die Entwicklungen in den sozialen Netzwerken mit Sorge. Besonders Kinder und Jugendliche, die oft mit Unsicherheiten und Identitätsfragen zu kämpfen haben, sind anfällig für Beeinflussungen von außen. Zudem können sie häufig nicht gut unterscheiden, was echt ist und was nicht. Der Algorithmus verstärkt diesen Effekt noch, indem er immer wieder ähnliche Inhalte in den Feed spült und so den Eindruck vermittelt: „Dünn sein = schön sein.“

Studien zeigen, dass die Nutzung von Social Media mit Körperunzufriedenheit und gestörtem Essverhalten zusammenhängt. Dabei gilt: Je mehr Zeit Jugendliche auf den Plattformen verbringen, desto höher ist ihr Risiko. Vor allem bildlastige Plattformen, wie Instagram, TikTok und Snapchat, also Plattformen, verstärken den sozialen Vergleich und fördern die Verinnerlichung von Schlankheitsidealen (vgl. Sharma & Vidal, 2023).

Was hilft:  Medienbildung, Gespräche und Unterstützung

Offiziell ist es auf Instagram, TikTok und Co. nicht erlaubt, Beiträge zu veröffentlichen, die Essstörungen verharmlosen oder gefährliches Abnehmverhalten anpreisen. In der Realität reichen die Sicherheitseinstellungen der Plattformen oft nicht aus, um problematische oder unerwünschte Inhalte konsequent auszusortieren. Ebenso unklar ist, wie effektiv ein Verbot von Hashtags oder die Sperrung einzelner Nutzer:innen ist. Dadurch verschwinden die Inhalte nämlich nicht, sondern sie werden unter anderen Schlagwörtern weiter veröffentlicht und geteilt.

Umso wichtiger ist es deshalb, mit den Heranwachsenden in den Dialog zu gehen, sich gemeinsam anzuschauen, wie echte Körper aussehen, und darüber zu sprechen, wie Schönheitsideale entstehen. Darüber hinaus gibt es auf vielen Plattformen die Möglichkeit, Beiträge zu melden und Nutzer:innen sowie bestimmte Schlagwörter zu blockieren.

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Hilfsangebote bei Essstörungen:

Für alle Fälle gibt es in der analogen Welt verschiedene Anlaufstellen,
die aufgesucht werden können.

Darüber hinaus gibt es viele weiter lokale Vereine und Initiativen, die Betroffenen Unterstützung bieten.

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Quellenverzeichnis

SWR aktuell (2023): Gefahr oder Vorbild: So viel Macht haben Influencer. Gefahr oder Vorbild: So viel Macht haben Influencer

Spiegel (2025): EU-Länder fordern Maßnahmen gegen Magertrend auf TikTok. »SkinnyTok«: EU-Länder fordern Maßnahmen gegen Mager-Trend auf TikTok – DER SPIEGEL

ZEBRA (2025): #skinnytok – was steckt hinter dem Social-Media-Trend? #skinnytok – was steckt hinter dem Social-Media-Trend? – ZEBRA

CORQ (2025) TikTok filters are amplifying skinny as an ideal and in the Ozempic age, this has implications for brands. TikTok filters are amplifying skinny as an ideal and in the Ozempic age, this has implications for brands – CORQ

Jugendschutz.net (2025) Dünn-Körperfilter auf TikTok.Dünn-Körperfilter auf TikTok

Euronews (2025): Frankreich zwing TikTok zum Verbot von #SkinnyTok. Frankreich zwingt TikTok zum Verbot von #SkinnyTok | Euronews

internetmatters.org: TikTok Sicherheitsleitfaden für Eltern. TikTok Sicherheitsleitfaden für Eltern | Internetangelegenheiten

Ashley Sharma & Carol Vidal (2023): A scoping literature review of the associates between highly visual social media use and eating disorders and disordered eating: a changing landscape. A scoping literature review of the associations between highly visual social media use and eating disorders and disordered eating: a changing landscape