Daten werden überall gespeichert, ob an der Kasse beim Bäcker oder beim Schauen der Lieblingsserie auf Netflix – diese Sammlung, Verarbeitung und Auswertung nennt sich Big Data. Daraus ergeben sich z. B. individuelle Werbevorschläge, Optimierungen im Medizinbereich oder Gefahrenprognosen. Gerda Sieben erzählt, warum Big Data die Gesellschaft, aber auch jeden Einzelnen betrifft.

– mit Gerda SiebenLeiterin des jfc Medienzentrum in Köln

Media Smart e. V.: Big Data: Fluch oder Segen?

Sieben: Niemand wird sich dagegen wehren, dass wir unsere Wetterdaten nutzen, um einen sehr präzisen Wetterbericht zu kriegen. Oder die Klimadaten auszuwerten, um zu wissen: Ja, wir haben einen Klimawandel. Schwieriger wird es eben da, wo sozusagen aus der Analyse von Daten einzelne oder eben sehr häufig auch Gruppen von Menschen mit Profilen versehen werden, die sie auch abstempeln, die ihnen Chancen verwehren. Wo gesagt wird: Jemand mit dem Einkommen, dem Bildungsgrad und dem kulturellen Hintergrund, der wird eigentlich als Kunde für mich nicht interessant sein oder für diesen Job nicht interessant sein. Und da schimmert dann sozusagen eine Gesellschaft auf der totalen Kontrolle und der Manipulation. Und das ist sicherlich die negativste Auswirkung, die durch die Analyse von massenhaft vorhandenen Daten von jedem einzelnen Bürger möglich ist im Prinzip.

Media Smart e. V.:  Glauben Sie, dass Big Data digitale Ungleichheit vergrößert?

Sieben: Ja!

Media Smart e. V.: Wo gehen Sie selbst leichtfertig mit Ihren Daten um?

Sieben: Ich gehe an verschiedenen Punkten leichtfertig mit Daten um, insofern, als dass ich auch Social Media nutze und das auch tun muss aus beruflichen Gründen. Und von daher bin ich da auch noch aktiv, weil ich mir gar nicht erlauben kann, mich an der Stelle zu isolieren. Wenn man nicht leichtfertig mit Daten umgehen möchte, dann sollte man möglichst keine erzeugen und das ist heutzutage fast gar nicht möglich. Also selbst, wenn ich jetzt mein Handy wegwerfen würde, dann hätte ich immer noch eine Bankkarte vermutlich. Ich hätte eine Krankenkarte, ich würde vielleicht mit einem Ticket im Nahverkehr zahlen, ich würde durch Kameras durchlaufen. Das heißt, wir leben inzwischen in einer digitalisierten Umwelt, wo wir sozusagen das, was wir an Daten erzeugen gar nicht mehr ganz kontrollieren können.

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